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Eine Familienradreise durch Südamerika

North Peru




                      Grenzübergang in Macara                     
       


Die ersten 20km radelt jeder für sich












...zwischen den Wolken...

Die Erdbebenhilfe liegt nun ca. 700 km hinter uns. Eigentlich war ein Radel-Tag immer anstrengend, aber als wir aus Santo Domingo rausfuhren, spürten wir, wie jeder tritt in die Pedale uns auftankte, jeder Kilometer gab unserer Seele neue Kraft und freudig schauten wir unserer weiteren Reise entgegen. Jamun rief immer wieder singend auf "juhu, unsere Reise geht weiter!".... Und so sahen wir an unserem Kind, dass es der richtige Zeitpunkt war, weiter zu gehen....


Zuerst ging es einige Kilometer flach durch Kakao- und Bananenplantagen. Freudig Strecke man uns Nüsse und Früchte für die Fahrt entgegen und schon bei der ersten Pause, übernahm ein LKW Fahrer und seine Frau unser Mittagessen. Bei einer Tagestour wurden wir gleich 2 mal von Polizisten über mehrere Kilometer begleitet. Die ersten begleiteten uns aus reiner Neugier, oder weil sie einfach Lust hatten zu reden. Denn bergauf störte sie es auch auch nicht, dass wir schwitzend und keuchend keine Antwort geben konnten. Das zweite Polizeiauto begleitete uns aus Sorge der anderen Autos wegen.
Nur das es kaum Autos auf dieser Straße gab und die Straße einen radlerfreundlichen Seitenstreifen  aufwies. Nach ein paar Kilometer, machten sie sich während einer kleinen Verschnaufpause nützlich und besorgten uns kaltes Wasser....
Kurz nach dem kleinen Städtchen 'la maná' türmten sich nun wieder die Anden vor uns auf.
80 km purer Anstieg lagen nun bis zu unserem ersten geplanten Stop in Zumbahua, das Tor zur Laguna de quilotoa, vor uns. Das es anstrengend war, muss ich wohl nicht erwähnen....
Nach ca. 40 km machten wir bei einem kleinen Dorf schlapp. Freudig wurden wir von einer Familie, die uns schon zuvor auf den Rädern gesichtet hatte, empfangen.
Sie zeigten uns voller Stolz ihren kleinen Hof und boten uns an in der Hütte über dem Hühnerstall zu nächtigen. Jamun bekam frisch geschlagener Zuckerrohr (Caña), Bananen und Orangen, konnte beim Schweine füttern helfen und tanzte zum täglichen nachmittags-Schauer mit dem Sohn im Regen.
Am nächsten morgen radelten wir dem ersten Gipfel entgegen und hielten in Zumbahua ein paar Tage zur Akklimatisierung, denn mittlerweile befanden wir uns wieder auf über 3500 NN.


Vor uns lag, wie Alexander von Humboldt es nannte, die Allee der Vulkane!
Nach dem Erdbeben war es schon ein bisschen ein komisches Gefühl, zwischen den aktiven Vulkanen zu radeln. Aber ich dachte mir immer wieder, dass ein zusätzlicher Vulkanausbruch nun doch etwas zu viel wäre ;)
Die Anden-Strecke kann man am besten so beschreiben, es geht 20km bergauf, dann 20km bergab...
Die meiste Zeit bewegten wir uns zwischen 2500 und 3500 NN. Im Schnitt bescherte uns eine Tagesetappe von  ca. 45 km und 900 Höhenmeter.

Und diesmal gab es jede menge Belohnung!
 Die - erstaunlicherweise - meist sehr dünn befahrene Panamericana führte uns zu atemberaubenden Aussichten auf den Gipfeln. Und das nicht nur wegen der Höhenluft! 
Sie schlängelte sich über samtig grüne Berge, zwischen den Wolken hindurch.
Oft teilten wir die bekannte Straße mit den farbenfroh gekleideten Indigenas, die ihre Kühe, Schafe und Schweine vor sich hin trieben.


Zwischen den kleinen Dörfern fanden wir wunderschöne Plätze zum Zelten, in den Städten durften wir  bei der Feuerwehr übernachten, oder wurden von einem Canadischen Auswanderer eingeladen, bei ihm in Cuenca zu wohnen.



Bei letzterem legten wir unsere erste Pause ein. Cuenca, eine wunderschöne und touristische Stadt mit einer deutschen Bäckerei!
Dass wir schon lange kein richtiges Brot mehr gegessen hatten, bemerkten wir in unseren Kiefergelenken, die uns zum langsam kauen förmlich zwangen.
Die einheimischen Brötchen sind, wie schon mal in einem unserer Kolumbien Berichte erwähnt,
einfache, weiche, lätschige Wasserbrötchen...
Nach ein paar Tagen Rast, radelten wir im Regen dem Páramo entgegen. Mit graute es schon die Tage zuvor, denn Páramo bedeutete kalt, nass und neblig. Doch zum ersten Mal wurden wir überrascht. Je höher wir kamen, desto trockener wurde es und die Sonne zeigte sich im klaren blauen Himmel in voller Pracht.

Nach dem Páramo, wurden die hiesig sanften Berge von rotleuchtenden Schluchten und sandfarbenen
Felshängen geziert.
Kurz nach einem kleinen Dorf namens Saraguro, passierten wir eine 'fiesta'.


Fröhlich stoppten uns in die Bergbewohner und luden uns zum Tanz mit live Musik und frischem Maissaft ein.
Sie erzählten uns von einem anderen Weg, der nach 'Loja' führt und nicht so steil bergauf geht - die alte Straße! Ein anderer Mann ergänzte noch, dass er auch kürzer sei. Also mussten wir nicht lange überlegen!

Die 'alte Straße', so wie die Indigenas sie nannten,  machte ihrem Namen alle Ehre. Eine dirt Road, übersät von tiefen Schlaglöchern, die sich neben einem Fluss durch die Berge hindurch schlängelte.
Zum Glück gab es hier kaum Verkehr, denn von den wenigen Autos die uns überholten, wurden wir komplett von der Sandstrasse eingestaubt. Vor Einbruch der Dunkelheit hielten wir die Augen nach einem geeigneten Zeltplatz, oder leerstehenden Haus, offen. Aber die wenigen freien Flächen, welche die Schlucht bietete, waren mit einem kleinen meist schon zerfallenen und doch noch  bewohnten Häuschen versehen, oder wurde zum Ackerbau genutzt. Über die noch bewohnten Hütten, waren wir mindestens genauso erstaunt, wie die Bewohner über uns auf den Rädern.




Da wir kein passendes Plätzchen fanden, rollten wir pünktlich zum Sonnenuntergang  aus der Idylle in die Stadt Loja und nächtigten im 'Casa del ciclista' (Haus der Radfahrer).


Diese casas laden Radreisende ein umsonst zu nächtigen.
Ab hier geht es nun eigentlich nach Peru, doch da wir immer noch auf ein Päckchen aus Deutschland mit Ersatzteilen warten, machten wir von hier noch einen Abstecher nach Vilcabamba - das Tal der Hundertjährigen. Vor einigen Jahren lebten hier viele alte Menschen, die teilweise sogar ihren 130sten Geburtstag feierten. Heutzutage findet man hier viele Yoga praktizierende Auswanderer, auf dem Weg zum inneren Frieden und der Langlebigkeit und nur noch wenige über hundert, die Einheimischen meinen, dass es an den Pestiziden in den Lebensmittel liegt.
Also Leute - NEIN zu Monsanto und co!

Wir haben eigentlich gehofft, dass wir die Tage das Päckchen erhalten werden, doch die Uhr tickt in Lateinamerika anderst. Immerhin liegt es schon seit über 4 Wochen in Quito am Zoll. 
Aber Ersatzteile, Importware und Post, wäre hier in Ecuador schon einen eigenen Bericht wert.
Z.B. Haben Sie hier das Porto für eine Postkarte nach Europa seit dem 1. April 16, von 2$ auf 8,50$ erhöht.... Postkarten werden also erst ab Peru verschickt !

... Und so machen wir uns jetzt bis zur Ankunft des Päckchens beim Aufbau des Casa del ciclasta und seiner Cafeteria in Loja nützlich...



Karte